Harte Arbeit, Herausforderungen, Freudenmomente, Liebe zur Musik - wir durften den Manager des international bekannten, aus Linz kommenden DJs Rene Rodrigezz kennenlernen und ihm unsere und eure Fragen zu seinem Job und der österreichischen EDM-Szene stellen. Reinschauen lohnt sich, spannende Einblicke garantiert!
Starten wir gleich einmal mit der ersten Frage: Wie bist du zu deiner jetzigen Berufstätigkeit, Rene Rodrigezz zu managen, gekommen?
Ich arbeite seit 2015 mit Rene zusammen. Diese Zusammenarbeit ist zufällig, aber auch irgendwie nicht ganz zufällig passiert. Als wir die ersten Male aufeinandertrafen, habe ich noch studiert und nebenbei als Kellner in dem Club gearbeitet, in dem Rene Resident-DJ war. In dieser Disco stand ein Wuzzler und es wurde irgendwann zur Routine, dass wir, bevor die Türen geöffnet wurden, ein paar Runden gegeneinander spielten. Ich bin extra 2 Stunden früher losgefahren, damit ich, wie in 90% der Fälle, gegen ihn eine Runde verlor. 😝 Das waren so die ersten Annäherungen. Als seine Bookings österreichweit und international immer mehr wurden und er dementsprechend seltener in seiner Heimat war, sahen wir uns weniger. Ich habe in dieser Zeit meine Kurse der Wirtschaftswissenschaften beendet und als ich dann begann, mir einen Job zu suchen, trafen wir uns wieder einmal und zufälligerweise lief genau in dieser Zeit sein Vertrag mit seinem Management aus. Überraschenderweise trat er diesbezüglich an mich heran und bat mir an, mit ihm gemeinsam die Marke Rene Rodrigezz zu managen. Ich brauchte damals eine Bedenkzeit, denn zwei Jahre zuvor erreichte er mit seinem Song „Shake 3x“ einen Peak und oftmals hält dann so eine Erfolgssträhne nicht an. Ich bin jedoch so ein Mensch, der, wenn ich zehn Leute frage und neun von ihnen antworten „Tu es nicht, da kannst du nur verlieren!“, mir dann denke „Genau jetzt mach ich’s!“. Und genau so war es in dem Fall auch.
Nach zwei Wochen Bedenkzeit habe ich mich dann entschieden, sein Angebot anzunehmen.
Der Übergang vom alten Management auf das neue ging auch sehr fließend, so dass ich mich gut einleben konnte. Zu Beginn teilten sich meine Zuständigkeiten in 80% Booking und 20% Management auf. Als die Anzahl internationaler Bookings anstieg, holten wir uns Riccarda ins Team, die sich bei uns hauptsächlich um die Bookings kümmert.
Wir haben uns dann ein kleines Team aufgebaut und ich sage bewusst „wir“, da das Management wirklich eine geteilte Aufgabe zwischen Rene und mir ist und wir ohne dem jeweils anderen auch keine wichtigen Entscheidungen treffen, wie zum Beispiel Releases neuer Produktionen oder Bookings. Die Befugnisse trennen wir schon, trotzdem sprechen wir alles ab. Unser viertes Teammitglied heißt Oliver, unser Multimedia- und Grafik-Verantwortlicher.
Welche Aufgaben hast du als Manager?
Ich bin für das strategische Management bzw. die strategische Planung zuständig, also was, wo, wann, mit welchem Budget und wie etwas passiert. Das betrifft zum Beispiel Releases, Produktionen, Plattenfirmen, etc. Ich sage immer gerne „Das Management ist dafür verantwortlich, dass der Booker einen Job hat“. 😉
Einen klassischen Arbeitsalltag gibt es bei mir nicht. Die Aufgabenbereiche sind flexibel 24/7 aufgeteilt. Diese Abwechslung brauche ich aber auch. Ich könnte nie den ganzen Tag oder jeden Tag dasselbe machen. Die Karten werden auch von Song zu Song immer neu gemischt, aber das macht die Sache noch interessanter.
Welche Herausforderungen bringt dein Job mit sich?
Meiner Meinung nach ist die größte Herausforderung, Trends entgegenzuwirken. In den letzten Jahren gab es im Dance-Bereich immer wieder verschiedene Trends, die natürlich auch in Zukunft auftauchen werden. Da ist man verlockt, auf so einen Trend aufzuspringen, was aber nicht immer die richtige Entscheidung ist. Wir haben bewusst einen Gegentrend entwickelt und uns richtig positioniert. Die Leute sollen, wenn sie „Rene Rodrigezz“ hören, wissen, was sie bei einer Show erwartet. Bei dem Hardstyle-, Frenchcore-Hype haben wir zum Beispiel eher auf poppigere Songs gesetzt, um uns abzugrenzen und authentisch zu bleiben, auch wenn „härtere“ Tracks viel Publikum gefunden haben. Man muss auch immer unterscheiden, ob ein Lied im Radio oder in einem Club funktionieren soll. Rene ist eher der Club-Musiker und ihm ist das auch extrem wichtig, dass seine Lieder in den Clubs laufen. Prinzipiell haben wir Trends schon miteinfließen lassen, jedoch sind wir unserer Musik im Kern treu geblieben. Andernfalls würden wir unsere Fans verlieren, die eine klassische Rene-Show gewohnt sind, wenn sie auf einmal 160bpm um die Ohren gedröhnt bekommen. Von Trend-zu-Trend zu springen, kann einem Künstler das Genick brechen.
Was bereitet dir am meisten Freude in deinem Beruf als Manager?
Das Gefühl, wenn man ein Lied in der ersten Rohfassung hört und sich selbst noch gar nicht vorstellen kann, wie es klingen soll und es dann 3-4 Monate später einfach fühlt. Wenn man merkt, dass die Leute anfangen, das Lied zu singen. Und natürlich auch bei den Club-Nummern, die in Miami am Ultra Festival gespielt und relativ weit vorne in der DJ-MAG-Wertung gereiht werden. Aber vor allem, wenn man merkt, dass die Leute live den Song feiern und von selbst zum Singen beginnen.
Ich spiele zwar kein Instrument und habe keine Gesangsausbildung, wie zum Beispiel Rene, der bei den Sängerknaben war, aber ich bin extrem musikalisch interessiert und auch sehr offen für andere Genres.
Wie betrachtest du die österreichische EDM-Szene im Genre-Vergleich?
Es gibt in Österreich viele gute, motivierte, junge Künstler, die ein hohes Potential mit sich bringen. Man muss sich nur die Frage stellen, wo EDM anfängt und wo EDM aufhört. Prinzipiell würde ich sagen, dass EDM hier bei uns eher weniger ausgeprägt ist. In Österreich sind in anderen Genres mehr gute Künstler zu finden, die zeigen, wie weit man als österreichischer Künstler kommen kann. Da sind auch wir noch nicht so weit, wie wir sein wollen. Wir haben nicht so einen extremen Druck, auf den internationalen Markt zu kommen, da der deutschsprachige Bereich ziemlich groß ist. Das sieht man zum Beispiel bei Seiler und Speer oder bei Raf Camora.
Der Erfolg spiegelt sich meiner Meinung nach auch in den Menschen wider, die man mit seiner Musik begeistern kann und sollte nicht in Zahlen gemessen werden.
Wir schauen auch bei einem Track immer zuerst, ob er am Heimmarkt funktioniert. Natürlich möchten wir internationaler werden, jedoch sollte man nie vergessen, wer einen groß gemacht hat und woher man kommt. Rene’s Community, seine Fanbase ist ihm das Allerwichtigste und dann kommt irgendwann einmal ganz spät danach die internationale Meinung und der internationale Erfolg.
Die Festivaldichte ist in Österreich prinzipiell recht hoch. Viele international bekannten DJs kommen öfters in unser, vergleichsweise kleines Land, da ein wirklich großes Angebot an großen Musikevents vorhanden ist.
Welchen Tipp gibst du einen Newcomer-DJ?
Grundsätzlich: Das machen, was man verkörpert. Nicht das, was vielleicht cool ist, sondern das, zu dem man stehen kann. Man merkt auch, ob der Künstler von einem Management sozusagen großgezogen wird, oder ob er selber Musiker ist. Ein Musiker wird seine Marke, seine Person und somit auch sein Business immer im Griff haben. Nachhaltigen, dauerhaften Erfolg erzielt man nur, wenn man hinter dem steht, was man tut und nicht (nur) die Wünsche von irgendwelchen Plattenfirmen und Managern erfüllt.
Brauchen, deiner Meinung nach, DJs für einen nachhaltigen Erfolg eigens produzierte Lieder?
Ja, absolut, auch wenn das viele vielleicht anders sehen. Es gibt natürlich die großen DJs, die 200 Shows im Jahr spielen und dementsprechend keine Zeit dafür haben, jedoch unterscheiden sich diese schon von jenen, die von Beginn an nichts selbst produzieren. Ich finde, man merkt das schon, vor allem auch bei den internationalen Bookings. Gerade die großen Festivals schauen sehr stark auf Produktionen, wenn sie ihre Booking-Entscheidungen treffen. Die Verantwortlichen sind Musikliebhaber, da kommt man nur durch eigene Musik hinein, vor allem in die Headliner-Slots. Es gibt natürlich verschiedene Herangehensweisen, aber ich finde es falsch, als junger DJ sich ausschließlich Musik zu kaufen, die man dann spielt, denn dadurch verkörpert man sich selbst nicht. Bei der Produktion selbst gebe ich dann auch den wichtigen Tipp, Meinungen anderer anzunehmen und sein Meisterwerk nicht zu sehr verteidigen zu wollen. Natürlich schmerzt es, wenn man Kritik am eigenen Werk erfährt, jedoch darf man das nicht persönlich nehmen und Feedback ist extrem wichtig.
Wie sehen deine Zukunftspläne für die nächsten Jahre aus?
Langfristig gesehen möchte ich mich noch intensiver mit der Musik beschäftigen. Wir konnten uns bereits ein großes, internationales Netzwerk in der Musikbranche aufbauen und ich durfte schon mit vielen großen Künstlern zusammenarbeiten wie Steve Aoki, Timmy Trumpet, Don Diablo, etc. Durch diese Kontakte lerne ich auch viel dazu und bekomme einen Einblick in die Arbeit und Professionalität dahinter. Es ist wirklich spannend zu sehen, wie das Management hierbei vorgeht, nichts wird dem Zufall überlassen, jedes Booking hat ein strategisches Ziel. Also zusammenfassend auf jeden Fall: Musik, Musik, Musik! 😊
Wir wünschen Dir, lieber Martin, auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg und Spaß im Musik-Business und danken Dir nochmals für dieses spannende Gespräch!
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